Deutsch-Wagramer Kunst-Keramik 1932 - 1940

DIE KUNST- UND GEBRAUCHS-KERAMIK DES JOHANN HITTINGER

Verkauf der Werkstätteneinrichtung

Als Hittinger einrücken mußte, verließ er die Werkstätte so, daß er nach seiner Rückkehr sofort wieder zu produzieren hätte beginnen können. In diesem Zustand blieb sie auch nach seinem Tod. Vom 9. bis 11. April 1945 wurde Deutsch-Wagram zum schwer umkämpften Kriegsschauplatz. Der Ort lag im Kreuzfeuer der abziehenden eigenen und der anstürmenden russischen Armee. Auch diese Tage überstand die Werkstatt unbeschadet. Im darauffolgenden Jahr wurde aber Stauraum benötigt. Die Werkstätte wurde „zusammengeräumt” und in eine Ecke geschlichtet. Dabei wurden alle unverkäuflichen Einrichtungsgegenstände und Unterlagen vernichtet.

01 Geschwister
Hittingers Werkstättenwaage zum Abwiegen der Glasurrezepte

1945 übersiedelte Hittingers Frau zu ihrer Schwester nach Wien. Sie begann bei einer Keramikfirma im 3. Wiener Gemeindebezirk und war danach bei einem Chemiker-Ehepaar beschäftigt. Als diese eine Anstellung in Argentinien fanden, wanderte sie 1948 mit ihnen aus. Die Überfahrt finanzierte sie aus dem Verkaufserlös der Werkstätteneinrichtung und der beiden Öfen des Deutsch-Wagramer Kunst-Keramik Betriebes. Einzig die Waage zum Wiegen der Glasuren ist erhalten geblieben.

In Argentinien wohnte sie in einem deutschsprachigen Vorort von Buenos Aires, wo sie 1970 den Deutschen Heinrich Nienhaus heiratete. Sie besuchte noch zweimal ihre Verwandten und Freunde in Deutsch-Wagram, ehe sie am 15. April 1998 an den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 91 Jahren starb.

Johann Hittinger produzierte in seinem Deutsch-Wagramer Kunst-Keramik Betrieb nur knapp 7 1/2 Jahre, von Oktober 1932 bis März 1940. Heute erinnert in der Grillparzerstrasse 21 nichts mehr an die ehemalige Keramikwerkstatt. Die betonierte Grube zum Anmischen des Tones und die Räumlichkeiten, in denen sich die Werkstatt befand, wurden abgerissen.